«The Big 5» Tag der Leoparden und den grossen Fünf
Neuer Tag neues Glück! Es ist der 4. Morgen unserer Fotosafari im Krüger Nationalpark in Südafrika. Auch heute sind wir wieder mit der Sonne aufgestanden und haben unsere morgendliche Pirschfahrt mit dem Öffnen der Tore des Camps um 6 Uhr gestartet.
Für die meisten Leute die das erste Mal auf Safari gehen ist es der grösste Wunsch die “Big 5” hautnah erleben zu können. Zu dieser Gruppe gehört: Elefant, Nashorn, Afrikanischer Büffel, Löwe und Leopard. Die Bezeichnung bezieht sich nicht primär auf die Grösse der Tiere, sondern vielmehr auf die Schwierigkeit und damit verbundene Gefahr diese zu jagen.
In den vergangenen Tagen haben wir mit Ausnahme des Leoparden alle der besagten Fünf gesehen. Leoparden sind normalerweise Einzelgänger und ruhen sich tagsüber oft in Baumkronen aus. Daher ist es auch schwierig diese Wildkatzen aufzuspüren. Bekommt man sie dann zu Gesicht, ist es schon ein besonderes Erlebnis.
Die Fahrt in unserem offenen 4×4 Safarifahrzeug führt an diesem Morgen an einem Fluss entlang. Als erstes bekommen wir ein paar Giraffen zu sehen. Wenig später überqueren wir den Fluss und erspähen am Rand des Flussbetts, ca. 120m entfernt einige Geier die sich an einem verendeten Nilpferd zu schaffen machen. Wir stoppen unser Fahrzeug um das Treiben zu beobachten und natürlich auch fotografisch festzuhalten. Auf halber Strecke zwischen uns und dem Flusspferd liegt noch ein weiterer Geselle, den wir zuerst gar nicht gesehen haben. Zumindest wir Safarilaien nicht. Andy, unser Guide und Fahrer macht uns auf das Krokodil am rechten Ufer des Flussbetts aufmerksam. Friedlich und vermeidlich harmlos döst das Urreptil vor sich hin. Noch mit den lebhaften Bildern vom Vortag im Kopf und Kamera, wissen wir sehr wohl, dass der Schein trügt. Hatten wir doch vor weniger als 24h unzählige dieser Biester beobachtet (hier geht’s zum Bericht mit Foto) wie sie ein Nilpferd zerlegten.
Weiter geht die Fahrt. Plötzlich reisst Andy einen Stopp und schreit: “Leopard!” und zeigt dabei mit dem Finger die Böschung hinunter. Das Fahrzeug kommt zum stehen und nachdem Andy einige Meter zurückgesetzt hat, erblicken auch wir das Tier. Mit der Nase nur wenige Zentimeter über dem Boden (siehe erstes Foto «Big 5») schleicht die Wildkatze behutsam über einen grossen Felsbrocken. Sie scheint eine Spur zu wittern. Wir alle sind aufgeregt. Sofort sind die Augen am Sucher der Kameras und damit auch gleich die ersten Bilder im Kasten. Nun können wir offiziell die “Big 5“ abhaken. Jetzt geht es natürlich darum möglichst gute Fotos zu schiessen. Die Kameras bekommen kaum eine Verschnaufpause, auch Andys nicht. Die Katze hat nun den Rand des Gesteins erreicht und mit einem eleganten Satz springt sie die 1 ½m hinunter. Es sind solche Aktionsfotos die wir versuchen festzuhalten. Bilder die eine Geschichte erzählen sind für den Betrachter von Natur aus immer spannender und ansprechender. Mitunter ist das der Grund warum wir immer in Serienaufnahme fotografieren. Mit etwa 6 Fotos pro Sekunde hat meine Kamera praktisch jede Sequenz des Sprungs aufgenommen. Die Fährte die der Leopard wahrzunehmen scheint führt offenbar genau in unsere Richtung. Die Anspannung steigt. Zwischen uns liegt aber leider unwegsames Gelände mit Bäumen, Büschen, Steine etc. Und schon ist das Raubtier darin verschwunden. Schnell hat Andy seine Position hinter dem Lenkrad wieder eingenommen, den Motor gestartet und mit einem Kratzgeräusch des Getriebes, den Rückwärtsgang eingelegt. Alle suchen wir mit scharfem Blick in der Region ab wo wir den Jäger zuletzt gesehen haben. Langsam rollen wir rückwärts. Da! Im Dickicht schleicht er herum. Auf einem kleinen Felsen macht er halt und mit erhobenem Haupt verschafft er sich einen Überblick. Mit etwa 80m Entfernung und meinem 200-400mm Teleobjektiv, voll hinein gezoomt, ist sogar der Speichel der aus der Schnauzte tropft zu erkennen. Schade, der Blick zur Katze ist nicht ganz frei. Es hat leider störende Äste zwischen uns. Die Hoffnung auf einen offenen Blick bleibt jedoch erhalten. Minutenlang tut sich nichts, ausser Fahrzeuge die vorbeikommen und dessen Insassen sich ebenfalls an unserem Fund erfreuen. Der Leopard springt vom Stein und setzt seinen Streifzug in die entgegengesetzte Richtung fort. Erneut verschwindet er im Busch. Das sollte es für den Moment gewesen sein mit dieser Wildkatze. Der Versuch das Tier wieder zu erspähen scheitert. Trotzdem zufrieden und mit viel Hoffnung auf Mehr geht die Fahrt weiter. Mit einer Pirschfahrt die nur etwa 1 ½h alt ist, scheint heute ein verheissungsvoller Tag zu werden.
Weniger als eine Stunde nach dem vermeidlichen Höhepunkt des Tages, rollen wir auf ein stehendes Fahrzeug zu. Mit beinahe 20’000km² Gesamtfläche ist das Krüger Nationalpark Reservat riesig. Trotzdem trifft man hier und da auf andere Besucher. Auf Nebenwegen ist man oft auch alleine unterwegs. Gerade mit den Insassen von stehenden Fahrzeugen tauscht man häufig Informationen über gesichtete Tiere aus. In diesem Fall handelt es sich um einen Leoparden der seine Beute, eine Antilope, in einer Baumkrone verspeist. Heute scheint tatsächlich unser Glückstag zu sein! Leoparden schleppen ihre Beute gerne in die Bäume, damit sie eher von anderen Raubtieren geschützt und in Ruhe fressen können. Die Baumkrone ist sehr dicht und Wildkatze mit Beute ist nur schwer erkennbar. Trotzdem erfreuen wir uns an der Sichtung und beobachten die Geschehnisse für eine Weile.
Wieder auf Achse fahren wir gemütlichen Tempos über einen Feldweg. Plötzlich sichten wir draussen im Feld unter einem Baum etwas. Es sind zwei Löwenmännchen die friedlich nebeneinander ein Nickerchen machen. Unter der Annahme, dass sich hier nichts Grosses ereignen wird, rollen wir weiter. Auf dem Weg zum wohlverdienten Morgenessen gibt’s neben einigen Wildtieren noch eine Löwin zu sehen, die aufgebracht durch die Büsche irrt und nur wenige Meter neben unserem Fahrzeug vorbeieilt. Offensichtlich ist sie auf der Jagt nach Beute. Genauso schnell wie die Raubkatze aus dem Busch kahm, ist sie auch wieder darin verschwunden.
Zufrieden, gestärkt, mit gesättigtem Magen und voller Tatendrang, sind wir wieder bereit für was auch immer vor unseren Objektiven aufkreuzen wird. Die kommenden Stunden auf unserer Fotosafari bringen uns eine Vielzahl an Wildtieren vor die Linsen. Einige davon sind: Warzenschweine, Nilpferde, Giraffen, Elefanten mit Jungtier, Breitmaulnashörner und tatsächlich ein weiterer Leopard den Danny, einer unserer Safariteilnehmer, lauernd hinter einem Baum erblickt. Nach Dannys Aufschrei, tritt Andy abrupt auf das Bremspedal und fährt zur besagten Stelle zurück. Unglaublich, nur wenige Meter von uns, hinter einem Baum lauert unser dritter Leopard des heutigen Tages. Die Körperspannung ist deutlich zu erkennen. Den Blick auf etwas fixiert das wir nicht sehen können. Das Tier scheint vor kurzem einen Kampf ausgetragen zu haben. Deutlich sind frische Verletzungen im Gesicht zu erkennen. So konzentriert wie die Katze ist, wird sie die Fleischwunden wohl kaum spüren. Mit der linken Vorderpfote weit ausgestreckt, scheint der Leopard bereit für einen Angriff zu sein. In der Tat! Es dauert dann auch nicht lange bis er aufschreckt und in den Büschen verschwindet. Wow, heute ist definitiv Leopardentag. Drei Tage lang haben wir erfolglos nach diesen Tieren Ausschau gehalten. Nun innerhalb von fünf Stunden gleich drei Begegnungen. Mehr können und dürfen wir nicht erwarten.
In der Zwischenzeit ist es Nachmittag geworden. Bei einer Temperatur von ca. 28˚C sind wir froh um den Fahrtwind der über Körper und Gesicht streicht. Auch den Schatten den wir vom Planendach unseres Geländefahrzeugs erhalten, schätzen wir sehr. Auf der Weiterfahrt begegnen wir drei Hornraben die durchs Feld spazieren. Diese interessanten Vögel mit prachtvollen Augenwimpern, die so manche Frau neidisch werden lässt, verbringen die meiste Zeit des Tages mit Nahrungssuche auf dem Boden. Was diese Vögel so speziell macht, ist die Eigenheit, dass ihre Jungtiere bis zu drei Jahre benötigen um Selbständig zu werden. Daher legt ein Weibchen auch nur alle drei Jahre ein Ei, resp. zwei Eier. Das zweite Ei dient aber lediglich nur als Reserve, sollte etwas mit dem Ersten schief gehen. Schlüpft das zweite Kücken ebenfalls, muss es dem Erstgeschlüpften weichen und verhungert elend.
Auf unserer Weiterfahrt konnten wir unteranderem eine Herde Büffel (Bild oben) und ein Nilpferd (Bild unten) hinter einem Damm auf Augenhöhe fotografieren. Nun sind wir bei einem Bau von Zwergmangusten angekommen. Ob gross oder klein, wir Fotosafariteilnehmer erfreuen uns an allem was kreucht und fleucht. Diese kleinen Raubtiere gucken aus ihren Löchern und beobachten uns aufmerksam. Das Interesse scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.
Nach dem Besuch eines Aussichtspunkts, der weite Teile des Krüger Parks überblicken lässt, sind wir jetzt an einer Vogelbeobachtungsstätte angekommen. Wir gehen einen schmalen Pfad, der links und rechts mit einer Bretterwand eingezäunt ist zum Holzschuppen hinunter. Es kommt uns eine Besucherin entgegen die Andy anspricht. Mit leiser Stimme flüstert sie ihm zu, dass sie zwei Leoparden ausgemacht hat. Dame und Führer kennen sich nicht und offensichtlich möchte sie einfach einem Gude etwas aushelfen. Nun sind wir absolut sprachlos. Niemals hätten wir uns zu wagen getraut gleich fünf von diesen Katzen an einem Tag zu sehen. Die Dame versucht uns den genauen Standort der Tiere zu beschreiben. Angestrengt schauen wir durch die Spalten in der Bretterwand oder darüber. Mit einer Höhe der Planken von ca. 1.90m ist das allerdings nicht ganz einfach. Die Blicke wandern zwischen Bäumen, über Wasser und an Büschen vorbei und treffen letztendlich auf die schläfrigen Wildkatzen. Es dauert eine Weile bis alle von uns Leopard Nummer vier und fünf erblickt haben. Dort in der Weite, etwa 80m entfernt liegen sie, die Tiere die doch sonst so schwierig zu finden sind. Wir verbringen etwa 45 min innerhalb der Beobachtungsstelle. Die Anlage besteht aus dem besagten Zugangspfad mit Tor und einem kleinen barackenähnlichen Gebäude. Die Vorderseite des Schuppens ist auf Pfählen im Wasser gebaut und bietet einen 270˚ Ausblick. Diverse Vogelarten und andere Wildtiere sind innerhalb unseres Blickfelds, doch die Leoparden haben unsere volle Aufmerksamkeit und die Blicke gehen immer wieder zurück zu den eleganten, gepunkteten Katzen. Gerade als sich etwas zu tun scheint, müssen wir aufbrechen. Die Tore unseres Camps, innerhalb des Krügers, werden in 15 min schliessen. Eine Viertelstunde wird uns gerad reichen um noch rechtzeitig vor Torschluss um 18:00 Uhr und damit ohne Busse ins Innere zu gelangen.
Bei Vollmond unter Sternenhimmel und gemütlichem Abendessen, lassen wir den erfolgreichen Tag nochmals Revue passieren. Hatten wir doch heute viermal Leoparden gesehen und die “Big 5“ ganze dreimal in unabhängigen Sichtungen. Neben der grossen Freude macht sich aber auch ein Bisschen Wehmut breit. Der vierte Tag unserer Safari neigt sich dem Ende zu und Morgen geht’s dann bereits wieder zurück nach Johannesburg, wo diese Safari offiziell enden wird.
Ende 4. Tag
Fortsetzung folgt!
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- Hier geht’s zum ersten Tag, dem Beginn, unserer 5 tägigen Fotosafari
- Der zweite Tag; Spaziergang mit einem Gepard
- Am dritten Tag, von Schakalen und Hyänen bis hin zu brutalen Krokodilen